Zirkontagung 2011 an den ZMK Bern – eine wissenschaftliche Standortbestimmung
Die Behandlung von Patienten mit implantatgestütztem Zahnersatz wurde in den letzten rund 15 Jahren zum festen Bestandteil der modernen Zahnmedizin und ist aus der Praxis nicht mehr wegzudenken. In den letzten Jahren ist Zirkon als Biomaterial zunehmend ins Zentrum des Interesses gerückt. Grund dafür sind die vielversprechenden Materialeigenschaften, welche diesem Werkstoff – neben seiner hohen Biokompatibilität – höchst interessante mechanische und optische Vorteile verleihen. Die erste Anwendung von Zirkon erfolgte bei prothetischen Implantatkomponenten. Heute existieren aber auch Implantate aus Zirkon, da eine gewisse Nachfrage nach „metallfreien“ Implantaten besteht. Ziel dieser hochkarätigen Veranstaltung der ZMK Bern war es, eine wissenschaftliche Standortbestimmung vorzunehmen, damit sich Zahnärztinnen und Zahnärzte ein Bild verschaffen konnten, was diese Biomaterialien heute zu leisten vermögen.
Die Zirkontagung der ZMK Bern fand am Samstag, 12. November 2011, im Auditorium Ettore Rossi im Kinderspital Bern statt. Rund 200 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus der ganzen Schweiz nahmen an dieser Fortbildungsveranstaltung teil, welche durch das Center for Continuing Dental Education CCDE (www.ccde.ch) der Universität Bern organisiert wurde.
Einführung in die Zirkonimplantate
Prof. Daniel Buser begrüsste die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und zeigte die Geschichte der Implantologie und der Zirkonimplantate auf. Erste Generationen von Keramikimplantaten stammen aus den 1960er und 1970er Jahren. Als Material wurde dabei Aluminiumoxid eingesetzt. Die Langzeitergebnisse waren aber unbefriedigend. Am meisten störte die hohe Frakturrate.
Ab Mitte der 1980er-Jahre setzte sich dann Titan als Material bei den Zahnimplantaten klar durch. Variationen bestanden und bestehen bezüglich Implantatdurchmessern. Im Laufe der Jahre konnten grosse Fortschritte bei Design, Oberflächen, der Verbindung zwischen Implantat und Abutment und in weiteren Bereichen erzielt werden. Bei Titanimplantaten besteht heute eine sehr gute wissenschaftliche Datenlage, u.a. belegt durch 5- und 10-Jahresstudien.
Gemäss Prof. Buser findet derzeit ein „sanftes Comeback“ der Keramikimplantate statt. In den letzten 10 Jahren tauchte Zirkonoxid vermehrt als Implantatmaterial auf. Heute existieren verschiedene experimentelle Studien über die Osseointegration von Zirkonimplantaten. Im prothetischen Bereich, d.h. bei den Abutments und Kronen, hat Zirkon bereits deutliche Akzente gesetzt. Prof. Buser erklärt, dass wir derzeit im Bereiche der Zirkonimplantate in einer interessanten Entwicklung stehen.Diese ist vergleichbar mit der Situation bei Titanimplantaten Ende der 80-erJahre. Zirkonoxid sei ein biologisch hochinteressantes Material, welches über eine exzellente Biokompatibilität verfüge. Die Oberfläche kann ähnlich wie bei Titan bearbeitet werden. Bereits jetzt können mikroraue Oberflächen von Zirkonimplantaten produziert werden. Auf der Seite der Patienten beobachtet man zudem eine gewisse Nachfrage nach solchen Implantaten und den Wunsch nach einer „metallfreien Zahnbehandlung“.
Bei den Zirkonimplantaten besteht gemäss Prof. Buser noch Potenzial zur Optimierung, etwa in den Bereichen Oberfläche und Verbindung sowie im Bereich der Sekundärteile. Zu beachten ist auch, dass die Produktion von Zirkonimplantaten deutlich teurer und aufwendiger sei als diejenige von Titanimplantaten. Gemäss dem Referenten ist dies aber auch ein positiver Aspekt, welcher vor billigen Kopien aus dem Ausland schützt. Bei den Zirkonimplantaten bestehen zudem noch verschiedene offene Fragen, auf welche Prof. Buser hinwies: Wie sieht die optimale Implantatform aus (zylindrisch vs. konisch, einteilig vs. zweiteilig)? Wie können Zirkon-Oberflächen weiter optimiert werden, z.B. hydrophil gemacht werden? Was für Einheilphasen können mit Zirkonimplantaten erreicht werden (Sofortbelastung, Frühbelastung nach vier bis acht Wochen)? Sind dünnere Zirkonimplantate überhaupt möglich? Wie sehen die Resultate von Langzeitstudien mit Zirkonimplantaten aus, z.B. bezüglich der Frakturrate? Auch bei Zirkonabutments und Zirkonkronen stellen sich gemäss Prof. Buser offene Fragen: In welchen Indikationen sollen sie eingesetzt werden? Wie sieht die Festigkeit dieser Materialien aus? Ist die Ästhetik von Zirkonabutments bzw. -kronen wirklich besser? Wie sehen Langzeitdaten aus?
Prof. Buser plädierte für eine saubere wissenschaftliche Prüfung von Zirkonimplantaten. Dazu gehören u.a. In-vitro-Studien in Zellkulturen, histometrische Studien zur Optimierung der Zirkonoberflächen sowie klinische Studien. Auch sollten Zirkonabutments gut getestet werden. Dazu gehören einerseits in-vitro-Testungen im Labor zur Prüfung der Frakturanfälligkeit sowie klinische Langzeitstudien. Schliesslich muss gemäss Prof. Buser auch die Verbindung von Implantat und Abutment weiter optimiert werden. Hier sind in-vitro- und in-vivo-Testungen sowie klinische Langzeitstudien angesagt. Am Schluss seines Referates stellte Prof. Buser die Referenten des Tages, die „Faculty“, vor. Der Vormittag des Zirkontages der ZMK Bern war dem „Up-date Zirkonimplantate“ gewidmet.
Welche interessanten Schlussfolgerungen die Zirkontagung der ZMK Bern 2011, z.B. im Hinblick auf die Erfolgsraten von Keramikimplantaten, erbracht hat, lesen Sie exklusiv in der neuen DENTASTIC 6/2011 Printausgabe.